Wenn wir von Glauben reden, denken die meisten Menschen zunächst an religiöse Glaubenssysteme wie das Christentum, den Islam, den Buddhismus.
In Österreich ist - geschichtlich bedingt - die römisch-katholische Kirche die größte Glaubensrichtung. Ungefähr 5,5 Millionen ÖstereicherInnen (ca 65 Prozent der Bevölkerung) gehören ihr an. Insgesamt nimmt aber die religiöse Bindung der Menschen ab. So sind im Jahr 2010 ca 85000 Personen, 2011 knapp 60000 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten.
Die zweitgrößte Gruppe ist mit über einer Million Menschen inzwischen die Gruppe der Konfessionslosen, also der Menschen, die keiner Religionsgemeinschaft angehören. Über 30 Prozent der Menschen bezeichneten sich 2009 in einer Befragung selbst als nicht religiös. Bei Jugendlichen ist es mehr als die Hälfte.
Der Begriff "Esoterik" bedeutet ursprünglich geheimes, verborgenes, inneres Wissen (griech. esoterikos = das Innere). Unter dem Begriff werden heute Glaubensüberzeugungen und mehr oder weniger spirituelle Praktiken zusammengefasst, die sich unabhängig von den traditionellen Religionen verbreitet haben. Dazu zählen beispielsweise Astrologie, Kartenlegen, schamanistische Praktiken, aus asiatischen Glaubenssystemen stammende Praktiken wie Reiki oder Yoga, der Glaube an die heilende Wirkung bestimmter Objekte (z.B. Steine), Orte, angebliche Geheimlehren wie die Kabbala, ...
Kritiker sprechen von einem "Supermarkt der spirituellen Ideologien", in dem Menschen nach Belieben ihre spirituellen Bedürfnisse bedienen könnten. Kritisiert wird auch, dass Menschen in einer schwierigen Lebenssituation oft finanziell ausgenutzt würden.
Verteidiger meinen, dass sich esoterische Überzeugungen und Praktiken sich gar nicht grundlegend von dem unterschieden, was in etablierten Religionen üblich ist. Und offenbar erfüllten diese Systeme Bedürfnisse von Menschen (teilweise besser als dies in den traditionellen Religionen der Fall sei).
Seit einiger Zeit findet - vor allem in Europa - ein starker Prozess der Säkularisierung statt. Damit ist gemeint, dass Kirchenbindung und die Akzeptanz dogmatischer Glaubensinhalte abnimmt. Die traditionellen Religionen verlieren an Einfluss. Die Menschen orientieren sich in ihrem Lebensalltag nicht mehr an dem, was religiöse Autoritäten sagen.
Das heißt aber nicht unbedingt, dass das Religiöse aus unserer Welt verschwindet. Vielmehr bedeutet es, dass die religiösen Überzeugungen bunter, individueller, damit aber auch unübersichtlicher werden. Als Patchwork-Religiosität bezeichnen SoziologInnen das Phänomen, dass viele (gerade auch junge) Menschen sich aus einer Vielzahl an religiösen und nichtreligiösen Weltanschauungen ihr eigenes Weltbild und ihre eigene "Religion" zusammenbauen.
Ganz unabhängig von der persönlichen Weltanschauung oder von der religiösen Orientierung sind Werthaltungen und Glaubensüberzeugungen für viele Menschen wichtig für ihre Orientierung in ihrem Leben. Der größte Teil der Menschen orientiert sich an "diesseitigen" Werten wie Familie oder soziale Beziehungen. Viele Menschen glauben an eine positive (oder eher negative) Zukunft, an sich selbst, an einen tieferen Sinn im Leben, an die Wissenschaft u.a.m.
Wie Untersuchungen zeigen, sehen Jugendliche und Erwachsene ihr Leben und die Welt, in der sie leben, überwiegend optimistisch. Eine Mehrheit glaubt, dass Jugendliche heute positive Zukunftschancen haben. Und eine Mehrheit glaubt, dass die Menschen soziale und ökologische Herausforderungen bewältigen werden. Rückgäng ist aber gerade auch bei Jugendlichen der Glaube an traditionelle demokratische Prinzipien und Institutionen (wie beispielsweise Parteien) und daran, dass PolitikerInnen in der Lage sind, Probleme und Herausforderungen der heutigen Zeit zu bewältigen. Die Shell-Jugendstudie (BRD) zeigt auch, dass traditionelle Kirchen für Jugendliche heute nur noch eine geringe Bedeutung haben. Andererseits zeigen Jugendliche eine große Bereitschaft zu sozialem Engangement und eine starke Leistungsorientierung.
Glaubensüberzeugungen - egal ob weltlich oder religiös - beeinflussen Menschen in ihrem tägllichen Leben, in ihrem Selbstbild, in ihrer Zukunftsorientierung.
Quellen und Internetlinks