Die meisten von uns werden auf dem linken Bild spontan ein Pferd sehen. Doch zeigt das Bild tatsächlich ein Pferd?
Wenn wir etwas genauer nachdenken, kommen uns vermutlich Zweifel. Das Bild, das wir vor uns sehen, ist eher eine Ansammlung von schwarzen Flecken vor einem weißen Hintergrund ist. Das bedeutet, dass das Pferd, das wir zu sehen vermeinen, auf dem Bildschirm selbst gar nicht existiert. Es existiert nämlich nur in unserem Kopf. Oder - wie konstruktivistische PhilosophInnen sagen würden: Das Pferd, das wir zu sehen vermeinen, ist ein Konstrukt unseres Gehirns.
Voraussetzung dafür, dass wir ein Pferd wahrnehmen können, ist, dass wir bereits Vorerfahrungen mit Pferden sammeln konnten. Aufgrund dieser Vorerfahrungen haben wir ein "inneres Bild" oder "Grundmodell" eines Pferdes gespeichert, mit dem wir neue Wahrnehmungsreize in Beziehung bringen und vergleichen können. Wenn wir eine entsprechende Ähnlichkeit (im Hinblick auf die Gestalt "Pferd", die wir gebildet haben) entdecken können, identifizieren wir einen Wahrnehmungsreiz als Pferd. Wenn wir über ein solches Grundmuster nicht verfügen - z. B. weil wir in einer Gesellschaft aufgewachsen sind, in der es keine Pferde gibt - werden wir auf dem Bild vielleicht etwas anderes identifzieren, vielleicht werden wir aber auch einfach nur Flecken erkennen können.
Weil sich die "Grundmuster Pferd" bei den meisten Menschen ähneln, können wir miteinander über Pferde kommunizieren.
Andererseits hat auch jeder Mensch - abhängig von seinen ganz persönlichen Vorerfahrungen - ein ganz individuelles inneres Grundmuster eines Pferdes gespeichert. Je nachdem kann dies zum Beispiel emotional neutral sein (wenn jemand Pferde nicht besonders mag, aber andererseits auch nichts Spezielles gegen Pferde hat). Es kann aber auch mit positiven Gefühlen verbunden sein (weil jemand Pferde gern mag, reitet oder Pferde züchtet und viele positive Erfahrungen mit Pferden gesammelt hat). Es kann aber auch ein inneres Grundbild mit negativen Emotionen sein. (Dies wäre wohl dann der Fall, wenn jemand Angst vor Pferden hat oder in der Vergangenheit einmal von einem Pferd gefallen oder gar gebissen worden ist.
Damit wir auf den Bildern etwas erkennen können, sind außerdem viele physische Gegebenheiten (physikalischer Reiz), biologische Prozesse am Sinnesorgan und im ZNS und psychische Aktivitäten notwendig:
Der Begriff "kognitiv" kommt vom Lateinischen "cognoscere" = wissen oder kennen.
Die kogntive Psychologie (oder Erlebenspsychologie) stellt das (menschliche) Erleben ins Zentrum ihres Interesses. Sie geht davon aus, dass wir Verhalten nur verstehen können, wenn wir wissen, welche Erlebens-Prozesse (Wahrnehmungen, Vorstellungen, Erinnerungen, Gedanken, Motivationen, ...) ihm zugrunde liegen.
Weil Erleben experimentell nicht beobachtet werden kann, ist die Forschung darauf angewiesen, aus dem Verhalten Rückschlüsse auf das Erleben zu ziehen. Versuche in diese Richtung beginnen am Ende des 19. Jahrhunderts, Einer der ersten, der versucht hat, Erleben auf eine experimentelle Basis zu stellen, ist der Leipziger Forscher Wilhelm Wundt. In seinem Labor erforscht er mithilfe eines "Druckapparats" die Wahrnehmung (Tastsinn; Wahrnehmung von Druck-Unterschieden)
Die moderne kognitive Psychologie nutzt die Möglichkeiten, die moderne bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) oder Positronenemissionstomographie (PET) bieten. Mithilfe von Bildern, die das "lebende Gehirn" und seine Aktivitäten zeigen, versucht sie Phänomenen wie Denken, Fühlen, Wahrnehmen u.a.m. auf die Spur zu kommen.
Insgesamt geht es um die Frage,
Wichtig ist, dass die kogntive Psychologie sich dagegen verwehrt, dass der Mensch eine Art Input-Output-Maschine oder einfach das Produkt seiner Gene oder der Lernerfahrungen ist, die er im Lauf seines Lebens macht. Sie begreift den Menschen als ein im Kern autonomes Wesen, das - zumindest in einem begrenzten Sinn - über Autonomie verfügt. Der Mensch ist einsichtsfähig. Seine Reflesionsfähigkeit ermöglicht es ihm, aus der Erfahrung zu lernen und mithilfe seines Denkens Zukunftsvorstellungen zu entwerfen. Außerdem verfügt er die Möglichkeit, sich ein Bild über sich selbst zu machen. Dies unterscheidet den Menschen (wenn auch vielleicht nur graduell) vom Tier, das an die Gegenwart gebunden und in seinem Verhalten sehr viel stärker von Trieben gesteuert ist.
So kennt das Tier nach der Vorstellung der kognitiven Psychologie Furcht, die an einen konkreten Auslöser (Maus sieht Katze und läuft weg oder stellt sich tot) gebunden ist. Der Mensch kennt darüber hinaus aber auch die Angst, die sich von der konkret wahrgenommenen Angstquelle löst. Die Erinnerung an eine unangenehme Begegnung mit einem Hund oder die Vorstellung, dass ich in zwei Wochen ein Referat halten sollte, oder das Wissen, dass wir krank werden könnten und dass wir sterben werden, kann zum Auslöser von Angst werden.
A1W/T: Wähle eines der beiden Bilder (Mann/Maus; Hund) und erkläre an diesem Bild, was Voraussetzung dafür ist, dass wir einen Mann / eine Maus oder einen Hund wahrnehmen können.
A2W: Erkläre die Begriffe "kognitiv" und "kognitive Psychologie".
A3W: Vergleiche den Grundansatz der kognitiven Psychologie mit dem Ansatz der klassischen Verhaltenspsychologie.
A4R: Grundidee der Kognitiven Psychologie ist: "Wir können das Verhalten eines Menschen erst dann verstehen, wenn wir sein Erleben kennen". Erkläre diese Aussage. Suche ein oder zwei Beispiele, mit denen sich diese Aussage belegen lässt.